FAQs (Häufig gestellte Fragen)

Was ist der Unterschied zwischen Kundalini Yoga und Hatha Yoga?

Kundalini Yoga, wie es durch Yogi Bhajan gelehrt wird, umfasst viele verschiedene Bereiche, zu denen u.a. Asanas und Kriyas (Körperübungen und Übungsreihen) gehören. Die Übungen im Kundalini Yoga sind im allgemeinen dynamischer als im Hatha Yoga und sind immer mit Atemführung, innerer Konzentration und dem Gebrauch eines Mantras (Meditationswörter) verbunden. Sie werden in fest vorgegebener Reihenfolge angeleitet, die darauf angelegt ist, eine optimale spezifische Wirkung zu erzielen. Nach der Entspannungsphase gehört als Fortsetzung der Körperübungen auf anderer Ebene eine Meditationsübung zu jeder Unterrichtseinheit. Hier spielen Mantras eine zentrale Rolle, ebenso aber auch Mudras (spezielle Finger- und Armhaltungen) sowie innere oder äußere Konzentrationspunkte. Extreme Beugungen, Drehungen und Spreizungen sowie Kopfstand und Übungen mit Hilfsmitteln gehören nicht zum Kundalini Yoga.

Geht es um Erleuchtung?

Wenn die Lebensenergie (Kundalini) eines Menschen ganz erwacht ist, erweitert sich sein Bewusstsein hin zu universellem Bewusstsein. Diesen Zustand nennt man Erleuchtung. Im Kundalini Yoga ist dies ein sehr allmählicher und fast unmerklicher Prozess. Man erwarte darum keine plötzlichen inneren Lichtexplosionen. Was man erleben wird ist vielmehr ein unmittelbares Gefühl großer Lebendigkeit und Wachheit und eine allmählich zunehmende Bewusstheit und Ausstrahlung. Und, wie es ein taoistischer Weiser etwa ausdrückte: Vor der Erleuchtung Essen kochen, Abwaschen, Aufräumen, nach der Erleuchtung Essen Kochen, Abwaschen, Aufräumen.

Was ist die Kundalini-Energie?

Der Mensch besteht nicht nur aus Fleisch und Blut, sondern ist vor allem ein Energiewesen. Man nennt im Yoga die einem Menschen zur Verfügung stehende Energie seine Kundalini-Energie. Da sie selten vollständig genutzt wird, wird sie in der Wissenschaft des Yoga oft bildlich als aufgerollte, schlafende Schlange dargestellt und bedeutet wörtlich übersetzt „die Locke im Haar des Geliebten’. Wenn wir anfangen, uns lebendiger, unternehmungslustiger und voller Lebensfreude zu fühlen, ist dies ein Hinweis darauf, dass die Kundalini-Energie erwacht ist. Kundalini Yoga, wie andere Yogaformen auch, ist ein guter Weg, diesen Prozess behutsam zu unterstützen. Unter Erleuchtung wird der Zustand verstanden, in dem die Kundalini-Energie ganz erwacht ist. Der Mensch empfindet dann ein tiefes Glücksgefühl in der Einheit mit dem Ganzen.

Was ist eine spontane Kundalini-Erfahrung?

Es kommt vor, dass Menschen eine spontane Erweckung der Kundalini-Energie erleben, auf die sie meist nicht vorbereitet sind und die sie dann sehr verunsichern kann. Oft haben solche Menschen entweder vorher Drogen konsumiert oder einen starken körperlichen oder seelischen Schock erlitten. Yoga kann ihnen helfen, wieder „Boden unter die Füße“ zu bekommen, weil es die Nerven stärkt und die Energie im ganzen Körper verteilt. Auf jeden Fall ist es ratsam, in einer solchen Situation jemanden zu konsultieren, der Erfahrung mit diesem Phänomen hat und geistigen oder psychologischen Beistand bieten kann.

Was ist wichtiger: Yoga-Übungen oder Meditation?

Körper und Geist sind auf vielen Ebenen miteinander verbunden – der Körper beeinflusst den Geist und der Geist den Körper. Wenn wir den Körper durch die Übungen wieder an seine ursprüngliche Gesundheit und Schönheit heranführen, klären sich die Gedanken und das Bewusstsein, und wenn wir unseren inneren „Quasselapparat“ durch Meditation zur Ruhe bringen können, entspannt sich auch der Körper. Ein Beispiel hierfür ist die unmittelbare Wirkung, die bereits ein paar tiefe Atemzüge in einer Stresssituation haben können: sie beruhigen, entspannen und helfen, das Wesentliche ins Auge zu fassen.

Was sind Mantras?

Das Wort Mantra setzt sich zusammen aus zwei Silben: „Man“ bedeutet „Geist“ / „Verstand“, und „Tra“ bedeutet „werfen“ / „projezieren“. Mantras helfen dem Geist, sich auf einen ruhigen, meditativen Zustand einzulassen. Sie sind wie ein Geländer, an dem der Geist sich festhalten kann. Während man ein Mantra in Gedanken oder gesungen immer weiter wiederholt, lässt man auch seine Klangschwingung auf sich wirken, die von den alten Yogis schon vor Jahrtausenden entdeckt und beschrieben wurde. Die Bedeutung der Mantras ist in vielen Variationen immer wieder dieselbe, nämlich die Einheit des großen Ganzen. Wir erinnern unseren Geist an diese Erkenntnis, die durch den Klangstrom des Mantras auch physisch erfahrbar wird und dazu beiträgt, dass wir unser Urvertrauen wiederfinden.

Mit welchen Veränderungen kann ich rechnen, wenn ich mit Yoga anfange?

Das Körperbewusstsein wächst, der Körper wird kräftiger, flexibler und widerstandsfähiger, Ausdauer und Konzentration nehmen zu.
Das zeigt sich in einer aufrechteren Körperhaltung, verbesserter Stimmungslage und stärkeren Nerven.
Wenn man Yoga über einen längeren Zeitraum regelmäßig betreibt, verändert sich letztendlich das ganze Leben – weil man mit seinem Körper kein Schindluder mehr treiben möchte, weil man seiner inneren Bestimmung gemäß leben möchte und weil man alle Beziehungen auf eine aufrichtige Basis stellen möchte. Man erkennt die Folgen des eigenen Handelns und will es so gestalten, dass man dazu stehen kann.

Gibt es unangenehme Veränderungen?

Am Anfang – und manchmal auch später, wenn es ans „Eingemachte“ geht – können Gelenkschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen oder Stimmungseinbrüche auftauchen – meistens sind es Reinigungsreaktionen des Körpers, auch auf emotionaler Ebene, die nach einer Weile wieder abklingen. Der Körper verändert sich ja durch das Üben, man könnte das als „Wachstumsschmerzen“ bezeichnen. Bei Unsicherheit darüber ist eine Abklärung mit einem Fachkundigen ratsam.

Gibt es Risiken?

Ein Risiko besteht grundsätzlich dann, wenn jemand vorher eine schwere Krankheit durchgemacht hat oder noch damit zugange ist oder wenn eine Schädigung des Körpers oder der Nerven z.B. durch einen Unfall oder durch Drogen vorliegt. Wenn man Psychopharmaka oder entsprechende Medikamente regelmäßig nimmt, ist es nicht ratsam, intensiv Yogaübungen zu betreiben. In allen diesen Fällen sollte man unbedingt einen sachkundigen Arzt oder Heilpraktiker zu Rate ziehen. Im Allgemeinen unterstützt Yoga jedoch den Körper in seiner Gesundung und Selbstheilung.
Ein Risiko kann auch dann entstehen, wenn man ohne sinnvolle Vorbereitung auf eigene Faust extreme Übungen ausprobiert oder trotz ernster Warnsignale des Körpers durchpowert. Die Gefahr wäre dann z.B., wie es ja auch aus dem Sport bekannt ist, dass man sich heftigen Muskelkater holt oder den Rücken überstrapaziert. Man kann dann auch in eine Art High-Zustand geraten, aus dem man vielleicht tagelang nicht wieder herauskommt. Das könnte einen selbst, Angehörige und mit solchen Zuständen nicht Vertraute beunruhigen und möglicherweise zu vorschnellen Reaktionen veranlassen. Normalerweise legt sich so eine Phase aber wieder von selbst. Wenn man sich Sorgen macht, ist es ratsam, sich an jemanden zu wenden, der Schulung und Erfahrung im Yoga hat. Sicherheitshalber sollte man sich nur im geschützten, beobachteten Rahmen unter fachkundiger Anleitung an Neues heranwagen.

Ist Kundalini Yoga eine Religion oder eine Sekte?

Nein, aber es weckt die Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens und nach der Beziehung zum Göttlichen.
Die Wirkungen des Kundalini Yoga resultieren aus der persönlichen kontinuierlichen Yogapraxis des Einzelnen, nicht aber aus der Übernahme etwaiger Glaubenssätze, wie es für den Erfahrungsprozess innerhalb einer Sekte kennzeichnend wäre. Das Kundalini Yoga wird von den LehrerInnen nicht exklusiv als der einzige, sondern als ein möglicher Weg zu mehr Gesundheit, Ausgeglichenheit und Selbstbestimmung aufgefasst und vermittelt.

Muss ich aufhören, Christ zu sein?

Keineswegs. Yoga ist unabhängig von einer bestimmten Religion. Die indischen Religionen stehen in ihren Praktiken der Philosophie des Yoga jedoch näher als andere Lehren. Im allgemeinen stärkt Yoga spirituelles Empfinden und es gibt Untersuchungen, die belegen, dass etwa 30 % der Menschen, die sich mit Yoga oder vergleichbaren Techniken beschäftigen, ihre christlichen Wurzeln wieder entdecken (vgl. Andritzky, Walter, 1997).

Warum tragen einige Kundalini YogalehrerInnen einen Turban?

Ein Turban ist ein etwa 5m langes Baumwolltuch, das so um den Kopf gewunden wird, dass es bestimmte Meridianpunkte an der Stirn drückt, die die Konzentrationsfähigkeit und Klarheit fördern. Energetisch schützt der Turban den Kopf vor dem Wirrwarr von Schwingungen, denen wir besonders in der Großstadt ausgesetzt sind. Er erzieht ebenso wie weiße Kleidung zu Achtsamkeit und Selbstachtung. Der Turban wird von Sikhs als Teil ihrer Lebensführung im Sikh Dharma getragen und manche YogalehrerInnen sind Sikhs. Darüber hinaus verwenden ihn auch einige LehrerInnen im Yogaunterricht, obwohl sie keine Sikhs sind, um die erläuterten energetischen Wirkungen zu nutzen.